Das Schweizer Dorf rühmt sich seiner prominenten Gäste, von Friedrich Nietzsche bis Thomas Mann. Warum nur tut man sich mit der jüdischen Geschichte des Ortes so schwer? Von Norman Ohler
Es war der Sommer des Jahres 1936: Noch herrschte Friede in Europa, und im ruhigen Sils-Maria, unweit des mondänen St. Moritz, traf wie jedes Jahr die wohlhabende Olga Spitzer mitsamt ihrem Gefolge aus Paris ein und bezog ihre Villa auf einer Anhöhe im Lärchenwald. Wie schon im vorigen Jahr wurde sie von der Enkelin ihrer Cousine begleitet, einem dunkelhaarigen Mädchen mit großen schwarzen Augen, das gerade seinen siebten Geburtstag gefeiert hatte. Trotz Hollywoodschaukel und Blick über Berge und Silvaplanersee wurde es dem Kind bald langweilig in der Villa, allein unter ihrer erwachsenen Verwandtschaft. Zum Glück gab es unten im Dorf Gleichaltrige, und so fuhr der Chauffeur von Madame Spitzer das kleine aufgeregte Mädchen zu Tosca, der Tochter des Spezereienhändlers.
Die Abgründe von Sils-Maria
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