jeudi 6 novembre 2014

Exkommuniziert, verraten, verehrt



Der böhmische Prediger Jan Hus war der wohl wichtigste Vorläufer Luthers. Vor 600 Jahren reiste er zum Konstanzer Kirchenkonzil, um sich gegen den Vorwurf der Ketzerei zu verteidigen. Warum musste er sterben? Von Tobias Engelsing






Als Ketzer verurteilt: Mit einer Mütze auf dem Kopf, die mit tanzenden Teufeln und den Worten "Dieser ist ein Ketzerführer" bemalt ist, wird der Prediger Jan Hus verbrannt.



Die Reise von Prag an den Bodensee im Herbst 1414 gleicht einem Triumphzug. Jan Hus ist zur europäischen Berühmtheit geworden, seit ihn die Kurie vier Jahre zuvor als Häretiker exkommuniziert und mit dem Großen Kirchenbann belegt hat. Überall auf seinem Weg wird der böhmische Magister, Priester und zeitweilige Rektor der Prager Universität freundlich empfangen. Direkt nach der Verurteilung 1410 hat er sich nicht getraut, zu seiner Verteidigung vor der Kurie zu erscheinen – zu sehr fürchtete er um sein Leben. Doch diesmal wähnt er sich in Sicherheit: Der römisch-deutsche König Sigismund hat ihn eingeladen, nach Konstanz zum Generalkonzil zu kommen, das im November beginnen soll, und ihm sicheres Geleit versprochen.



Eigentlich dürfte mit dem Gebannten niemand sprechen, keine Dorfwirtschaft ihm auch nur einen Krug Wasser ausschenken. Doch nirgends hält man sich daran. In Sulzbach diskutiert Hus mit Juristen, in Nürnberg wird er von einer Volksmenge empfangen, der Rat der Stadt und gelehrte Magister bitten zur Disputation. Von so viel Wohlwollen ermutigt, lässt er entlang der Reiseroute Plakate anschlagen: Wer ihn der Ketzerei verdächtige, solle seine Klage doch in Konstanz vortragen.





Exkommuniziert, verraten, verehrt

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