samedi 18 avril 2015

Wallfahrtsort, ein Jahrtausende altes Kontinuum?

Im Jahr 100 hat Plinius der Jüngere einen Brief (Ep. 39 L. IX) an einen gewissen Mustio geschrieben mit diesem Inhalt:

Zitat:








C. PLINIUS MUSTIO SUO S.

1 Haruspicum monitu reficienda est mihi aedes Cereris in praediis in melius et in maius, vetus sane et angusta, cum sit alioqui stato die frequentissima. 2 Nam Idibus Septembribus magnus e regione tota coit populus, multae res aguntur, multa vota suscipiuntur, multa redduntur; sed nullum in proximo suffugium aut imbris aut solis. 3 Videor ergo munifice simul religioseque facturus, si aedem quam pulcherrimam exstruero, addidero porticus aedi, illam ad usum deae has ad hominum. 4 Velim ergo emas quattuor marmoreas columnas, cuius tibi videbitur generis, emas marmora quibus solum, quibus parietes excolantur. Erit etiam faciendum ipsius deae signum, quia antiquum illud e ligno quibusdam sui partibus vetustate truncatum est. …



Hier die Übersetzung – ich habe leider nichts Besseres gefunden - http://ift.tt/1HB7iR5


Zitat:








An Mustinus

Der Mahnung der Opferbeschauer zufolge, bin ich verbunden, den Tempel Ceres, der auf meinem Gute steht, auszubessern und zu erweitern. Er ist in der That alt und klein, und wir überdies an einem bestimmten Tage im Jahre sehr häufig besucht. Denn den dreizehnte September kommt eine große Menge Volks aus der Gegen zusammen; es werde viele Dinge abgehandelt, viele Gelübde gethan, und bezahlt; doch hat man in der Nähe keine Zuflucht vor Regen oder Sonne.

Ich glaube also eben so freigiebig, als ehrerbietig gegen die Götter, zu handeln, wenn ich den Tempel aufs schönste wieder aufbaue, und Hallen daran setze; jenen zur Ehre der Göttin, und diese zum Gebrauche der Menschen. Ich ersuche Dich deshalb, vier marmorne Säulen zu kaufen, von welcher Art es Dir gefällt; und Marmor, um Boden und Wände damit auszulegen. Auch eine Bildsäule der Göttin muß verfertiget oder gekauft werden; weil die alte von Holz durch die Länge der Zeit an einigen Theilen verstümmelt ist. Was die Hallen betrifft; so fällt mir nichts ein, was dorther zu holen wäre, außer etwa, daß Du ihre Gestalt nach der Beschaffenheit des Ortes einrichtest. Denn sie können nicht um den Tempel herum gebaut werden, weil der Tempel von der einen Seite von dem Fluß und dessen steilen Ufern, auf der anderen von der Landstraße eingeschlossen ist. Jenseits des Weges ist eine sehr weite Wiese, wo gerade dem Tempel gegenüber die Hallen bequem genug angelegt werden können; Wofern Du nicht was besseres erfinden solltest, der Du die Schwierigkeiten der Lage durch Kunst zu überwinden pflegst. Lebe wohl.



Mit dem Tempel der Ceres meinte Plinius das, was heute unter dem Namen Heiliger Berg von Ossuccio am Comer See firmiert. Interessant dabei ist, dass auch heute sich jedes Jahr „eine große Menge Volks“ an der Stelle versammelt: Am 8. September, jetzt allerdings nicht mehr zu Ehre der Ceres, sondern der Maria Die liebliche Muttergottes aus weißem Marmor.



Ich war letztes Jahr an jenen Tagen dort. Die Feierlichkeiten dauerten insgesamt 3 Tage, beginnend jedes Mal morgens um 5:30 Uhr (Sommerzeit, d.h. noch in völliger Dunkelheit) mit einer Prozesssion zu der Kirche. Oben angekommen gab es eine Messe und als man aus der Kirche trat, ging gerade die Sonne auf, denn nach der Sonnenuhr war es erst kurz vor 6 Uhr.



Nach der Messe habe ich mit einem Franziskaner gesprochen, der mit noch 2 Brüdern dieses Fest betreut hatte. Darauf angesprochen, warum man die Prozession zur nachtschlafenden Zeit veranstaltet, sagte er, das Volk will es so haben, weil das schon immer so war, Sommerzeit hin oder her. Er sagte auch, dass diese Wallfahrt eine der ältesten in der Gegend sei, möglicherweise noch aus der Römerzeit stammend. Auf meinen Hinweis, Maria Verehrung wäre damals unbekannt, sagte er ganz freimütig, vielleicht hätte man im Mittelalter Ceres durch Maria ersetzt, weil das Volk sich nach wie vor jedes Jahr dort versammelte.



Ich weiß von noch einem ähnlichen Ort: Der Heilige Berg der Bayern in Andechs, der bereits im Altertum Kultstätte war und es bis heute ist. Interessant auch, dass beide, der heilige Berg von Ossuccio wie auch der von Andechs, sich unweit eines Sees befinden, nicht besonders hoch und trotzdem von weit her zu sehen sind. Sie sind auch beide die ältesten Wallfahrtsorte ihrer Gegend – Andechs sogar von ganz Bayern.



Meine Frage dazu: Gibt es in Deutschland noch andere Orte, bei denen eine ähnliche Kontinuität festgestellt wurde oder zumindest als wahrscheinlich gelten dürfte?





Wallfahrtsort, ein Jahrtausende altes Kontinuum?

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