samedi 20 décembre 2014

Kann das Thomasevangelium der erste christliche Text sein?

Rechtgläubige Kirche und Gnosis waren bis ins Mittelalter erbitterte Gegner in der Auslegung von Jesus' Lehre. Die Kirchenväter (Irenäus Adv. haer. I,23,2+4) führen den Ursprung der Gnosis auf die Mitte des ersten Jahrhunderts zurück, auf Simon Magus (Apg 8,9ff). Paulus beschreibt in den Korintherbriefen eine konkurrierende Gruppe, die über Erkenntnis zur Erlösung gelangen will. Die Briefe des Johannes, der zweite Petrusbrief und der Judasbrief richten sich gegen ähnliche Strömungen. Vieles spricht also dafür, dass die Gnosis und das rechtgläubige Christentum gleichzeitig entstanden sind und zwar vor den Paulusbriefen.

Das Thomasevangelium ist der wichtigste und umstrittenste Text des Nag-Hammadi-Fundes von 1945. Bis heute ist kein Konsens über die theologische oder zeitliche Einordnung erreicht worden. Meine These ist, dass die Einleitung dieses Textes weitgehend der Wahrheit entspricht:

"Dies sind die Worte, die der lebendige Jesus gesprochen hat..."

Dieses schwer verständliche Dokument vereint in sich alle Merkmale eines Bindeglieds: Es enthält fast zur Hälfte Sprüche, die sich in ähnlicher Form bei den Synoptikern wiederfinden. Es vertritt aber eine Theologie, die der Gnosis viel näher steht.

Als Einstieg in die Diskussion bietet sich ein Beweis dafür an, dass der erste Korintherbrief des Paulus Spruch 17 des Thomasevangeliums zitiert:

Th 17: "Ich werde euch geben, was kein Auge gesehen, kein Ohr gehört, keine Hand berührt und nie in das Bewusstsein der Menschen gekommen ist."

1 Kor 2,9: "... sondern so wie geschrieben steht: Was das Auge nicht gesehen und das Ohr nicht gehört hat noch im Herzen eines Menschen aufgekommen ist..."





Kann das Thomasevangelium der erste christliche Text sein?

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